Nachdem ich in den Herbstferien zusammen mit Frau Bernauer
einen Italienischkurs in Rom besucht hatte, entschied ich mich,
meine Sprachkenntnisse in der Region Italiens, die ich seit
meiner Kindheit am meisten liebe, zu vertiefen – in der
Toskana. Meine Wahl fiel auf Viareggio, einen wunderschönen
Badeort, der sich in der Nähe von Lucca und Pisa befindet „e
che non avevo conosciuto prima“ (dt.: „und den ich vorher nicht
gekannt hatte“).
In meinem Sprachkurs an der Scuola Leonardo da Vinci Viareggio
(= Centro Culturale Giacomo Puccini) gehörte ich - zusammen mit
einer Studentin und einer Schaffnerin aus der deutschen
Schweiz, einer Russin, die mit ihrer Familie seit einem halben
Jahr in Viareggio lebt, sowie einer Studentin aus Frankreich -
erstaunlicherweise zu den Jüngeren. Alle anderen fünf
Teilnehmerinnen waren Pensionärinnen aus Spanien, Frankreich,
Israel und Argentinien, die entweder phasenweise in dem schönen
Badeort leben oder seit vielen Jahren Italienisch lernen, da
ihnen die Sprache sehr gefällt. Wir hatten zwei verschiedene
Lehrkräfte, Riccardo und Alessandra. Während Riccardo uns
eineinhalb Stunden mit der tieferen italienischen Grammatik -
trapassato prossimo (entspricht der 3. Vergangenheit im
Deutschen), Passiv, Konditionalsätzen, Konjunktiv und Imperativ
- vertraut machte, dienten die darauffolgenden eineinhalb
Stunden der Vertiefung der Kommunikationsfähigkeit
(beispielsweise das Spiel „Tabu“ auf Italienisch durchzuführen,
war für uns alle eine große Herausforderung). Nach der
Mittagspause hatte ich noch Privatunterricht bei Riccardo.
Diese 45 Minuten konnte ich nutzen, um Fragen zur Grammatik zu
stellen und mithilfe von Geschichten (z.B. über die Entwicklung
der Nutella und der Pizza Margherita) und italienischen Songs
mein Textverständnis zu verbessern. Um 14 Uhr endete dann der
Unterricht.
Es war für mich sehr interessant, mich mit den anderen
Teilnehmerinnen auf Italienisch über verschiedenste Themen
auszutauschen und auch gegenüber Einheimischen das Gelernte
anzuwenden. Außerdem habe ich die freie Zeit genutzt, um zwei
„alten Bekannten“ (= die Städte Pisa und Lucca) einen Besuch
abzustatten und der gesunden Mischung aus Pflicht und Kür zu
frönen. „Era una bellissima esperienza per me che vorrei
ripetere” (dt.: Es war für mich eine tolle Erfahrung, die ich
gerne wiederholen möchte“).
In der ersten Pfingstferienwoche durfte ich einen
Italienischkurs im stets faszinierenden Venedig besuchen. Die
Anreise erfolgte im Nachtzug der österreichischen Bahn, sodass
am Wochenende noch ausreichend Zeit blieb, um
Sehenswürdigkeiten wie das Teatro La Fenice und den Dogenpalast
zu besichtigen, bis am Montag dann der Unterricht im Instituto
Venezia begann. Schon allein der Schulweg von der Unterkunft im
Studentenwohnheim im Stadtteil Dorsoduro war ein tägliches
Highlight. Durch schmale Gassen zwischen alten Häusern führte
er vorbei an zwei Kirchen sowie kleinen und größeren Plätzen.
Die typisch venezianischen Kanäle galt es über fünf Brücken zu
überqueren. Die Sprachenschule befindet sich in wunderschöner
Lage am Campo Santa Margherita, umgeben von Bars und Cafés. In
einer kleinen Gruppe von nur fünf Schülerinnen brachte unser
Lehrer Alessandro uns die italienische Sprache näher.
Neben Margerita und Elena aus Polen besuchten auch die
Französin Catherine und die Japanerin Suomi mit mir den Kurs.
Die eher schlichte Ausstattung der Klassenzimmer (Tische,
Stühle und Tafel) tat dem Lernerfolg keinen Abbruch, sodass am
Freitag alle Teilnehmerinnen in der Lage waren, sich zumindest
ansatzweise auf Italienisch ausdrücken zu können.
Um die erworbenen Kenntnisse anwenden und vertiefen zu können,
bot das Institut verschiedene Exkursionen und kulturelle
Zusatzveranstaltungen an. Besonders gewinnbringend und
unterhaltsam war der mehrstündige Kochkurs am Donnerstagabend.
Beim gemeinsamen Vorbereiten und Kochen ligurischer Rezepte
unter Anleitung von Anna und ihrem Mann Andrea wurde ganz
nebenbei die freie Kommunikation geschult.
Am Samstag hieß es dann leider Abschied nehmen von dieser
beeindruckenden Stadt, die man immer wieder besuchen und
trotzdem jedes Mal Neues entdecken kann.